Geheimes Wissen
Seit Ende 2005 verrechnen alle Österreicher ihre Arztkosten mit der Krankenversicherung über die E-Card. Wie bei der Einführung dieses Systems immer wieder versichert wurde, sind auf dem Chip der Karte außer Geburtsdaten, Dienstgeber, Nummer des Versicherungsträgers sowie Sozialversicherungsnummer des Versicherten keinerlei Informationen gespeichert. Auf andere, beim Hauptverband gespeicherte Daten haben Anwender keinen Zugriff.
Als Herold unlängst im Wartezimmer seines Arztes saß, bekam er einen kleinen Einblick in den wahren Anwendungsbereich dieses unscheinbaren Tickets:
Sprechstundenhilfe - nach Einschub der E-Card in das Lesegerät - vorwurfsvoll zu dem vor ihr stehenden Patienten: „Sie waren doch erst letzte Woche beim Dr. M.“
(Anmerkung Herold: Dr. M. ordiniert im gleichen Fach wie der Chef der Sprechstundenhilfe.)
Wenig später - Herold dachte immer noch über das eben Gehörte nach und versäumte deshalb den Beginn des nun folgenden Dialoges - kam es jedoch wesentlich dicker:
Älterer, gut gekleideter Mann steht vor dem Schreibtisch.
Ordinationshilfe, irritiert: „Ich kann mit der Karte nicht rein.“
Patient, etwas aufgebracht: „Das Problem hatte ich auf der Bank auch schon, ich habe keine Pension bekommen.“
Ordinationshilfe, nach einigen Befehlskombinationen auf der Tastatur: „Sie sind da als verstorben gemeldet.“
Patient, hilflos: „Auf der Bank haben Sie dann in der PVA angerufen.“
Ordinationshilfe greift zum Telefon, wählt eine Nummer und eröffnet das Gespräch: „Wir haben hier ein großes Problem. Ein Versicherter von Euch scheint als im August verstorben auf. Er steht aber da vor mir.“
Leider wurde Herold zu diesem Zeitpunkt vom Arzt aufgerufen und konnte daher nicht mehr erfahren, ob es der Arzthelferin schließlich doch noch gelungen ist, den Patient zu reanimieren.
herold - 2006.10.16, 06:47
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