Donnerstag, 1. Dezember 2005

Schiff ahoi!

Weil Herolds Badewanne gestern während eines ausführlichen Telefongesprächs beinahe übergelaufen wäre, erinnerte er sich an einen Vorfall mit seinem Boot im sonnigen Süden, wo er den Urlaub mit faulenzen, lesen, schwimmen und biertrinken zu verbringen pflegt.

Naturgemäß neigt sich bei solchen Segeltouren irgendwann auch einmal der Vorrat an Hopfensaft und Rotwein dem Ende zu.
Abhilfe in diesen Notsituationen schafft das Ansteuern eines Yachthafens, und ein anschließender Einkauf im Supermarkt bringt die Getränke wieder auf vorschriftsmäßigen Stand.
Meist kommt man dann auch mit der Besatzung benachbarter Boote ins Gespräch, tauscht Erfahrungen aus und gelangt an nützliche Informationen.

So geschah es auch im Juni 2003: Nachdem die lästige Pflicht der Bevorratung erledigt sowie Wasser und Treibstoff ergänzt waren, ging Herold mit seinem deutschen Bootsnachbarn abendessen. Herold kennt außerhalb des kleinen Städtchens ein nettes Lokal, das durch einen längeren Fußmarsch zu erreichen ist.

Die georderte Fischplatte war vorzüglich und dem heimischen Rebensaft wurde bei gepflegter Unterhaltung die nötige Aufmerksamkeit gewidmet.

Weit nach Mitternacht machten sich die beiden Kapitäne auf den Heimweg. Im Hafen angekommen, steuerten sie bei Sternenlicht zielstrebig dem Liegeplatz zu, um der Nachtruhe zu frönen.

Nach gedämpftem Absingen von "La Paloma" und gegenseitigen Gutenacht-Wünschen wollten sie schließlich an Bord gehen und trauten ihren Augen nicht:
Es lag nur noch Karl-Friedrichs Boot da. Wo Herolds Segler liegen sollte, war Leere. Und das konnte weder eine Sinnestäuschung sein, noch am Rebensaft liegen!

Karl-Friedrich mutmaßte mit schwerer Zunge:
"Mensch Herold, die haben dir dein schönes Schiff geklaut!"

Als die beiden jäh ernüchtert ratlos in die Lücke starrten und die Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, wurden sie des Schicksals von Herolds Besitz gewahr:

ub1

Infolge Materialfehlers war ein Seeventil korrodiert, während der Abwesenheit des Kapitäns Wasser ins Boot gelangt und der Kahn gesunken.

PS: Das Schiff hat diesen Härtetest überstanden und ist zur Freude seines Besitzers und dank einer Vollkaskoversicherung wieder völlig funktionsfähig.

Montag, 28. November 2005

Hohes Haus intim

Zum vorweihnachtlichen Harmoniebedürfnis in Herolds Büro gehört, dass die Abteilung gemeinsam Weihnachten feiert. (Die ganze Belegschaft feiert dann noch einmal gemeinsam, aber das ist eine andere Geschichte ....)

Weil der Geschäftsleitung viel daran liegt, dass die Mitarbeiter nicht vor dem Bildschirm verblöden, setzt sie alle Jahre wieder zu einer großen Bildungsoffensive an und beschloss heuer, die Veranstaltung im Parlament abzuhalten. Darüber hinaus bemühte sie sich auch um Motivation zur Teilnahme und versuchte, den Trip auf Grund interner Connections mit den Worten "das sieht nicht jeder" schmackhaft zu machen.

Nachdem alle relativ pünktlich eine viertel Stunde später als vereinbart um 18.15 Uhr beim Hintereingang des Parlaments, Tor 3, versammelt waren, begann die Führung mit Erläuterungen zum Parlamentarismus.

Hätten Sie, werter Leser, zum Beispiel gewusst, dass einige Abgeordnete damals gegen ihre persönliche Überzeugung für den Verbleib der 0,8-Promille-Grenze stimmen mussten, weil sie sonst nicht dem Wählerwillen ihrer (Buschenschank-)Heimatgemeinde entsprochen hätten?

Während des Rundgangs durch das Gebäude erweckten folgende Motive Herolds Aufmerksamkeit:

ad


Diesem armen Bürger, dem der Fiskus
bereits das letzte Hemd ausgezogen
hat, wurde ein Denkmal gesetzt, damit
ersichtlich wird, wie dringend nötig eine
Steuerreform ist.








sitz
Mittels Steuerpults im Vordergrund können diverse Schleudersitze ausgelöst werden, sobald Abgeordnete während einer Sitzung einnicken.


klav
Bis 5. Dezember wird im Hohen Haus nicht wie üblich aufgegeigt, sondern der Konzertflügel strapaziert. Angeblich besteht die ÖVP darauf, dass nur die schwarzen Tasten gespielt werden, dafür müssen nach dem nächsten Regierungswechsel vielleicht die weißen Tasten rot gefärbt werden ......


Nach der Führung ging es durch den unterirdischen Gang auf die gegenüberliegende Straßenseite in das Gebäude, in dem das Dinner stattfand. Im Speisesaal konnte Herold gerade noch die drohende Gefahr abwenden, seinen Sitzplatz im Dunstkreis der Chefität einnehmen zu müssen und fand darauf den einzig verbleibenden leeren Sessel neben einem angehenden Weinakademiker.

Unmittelbar darauf begann die Ansprache mit allgemeinem Dank für den gezeigten Einsatz im auslaufenden Jahr und der Mitteilung, dass die versammelte Abteilung auch heuer wieder gut abgeschnitten hat (ein Umstand, den Herold in seine nächste Gehaltsverhandlung mit einbeziehen wird).

Weil es vormittags Zoff gegeben hatte, wurde auch gleich aktuell ein Appell an die Verbesserung der internen Kommunikation eingebaut, und der Höhepunkt (und sogleich Abschluss) der flammenden Ansprache gipfelte in der Weisheit "Wer allein arbeitet, addiert, wer zusammen arbeitet, multipliziert".

Darauf wurde das Buffet freigegeben und Herold eröffnete den small talk mit seinem Sitznachbarn. Die Fachsimpelei gipfelte in der für Herold neuen Erkenntnis, dass der Weinakademiker bei weitem nicht die letzte Weihe in diesem Genre darstellt, sondern in England die höchste international anerkannte Ausbildung erfolgt, mit derzeit weltweit ca. 120 Absolventen.

Erschöpft von den vielen Eindrücken des Tages machte sich Herold unter Hinweis auf seinen frühen Arbeitsbeginn um 22.30 Uhr auf den Heimweg und ging, tief die frische Luft einatmend, vorbei an den noch geöffneten Punschständen durch das dichte Schneetreiben Richtung U-Bahn.

PS: Bonmot aus dem Parlaments-Alltag -
Schüssel ist neulich mit dem Kopf gegen die Glastüre geknallt, weil er aufrecht die Lichtschranke unterlaufen hat.

Donnerstag, 24. November 2005

Punsch-Mucha

Vergangenen Sonntag machte sich Herold am frühen Abend auf den Weg, um Wiens Punsch-Szene zu erkunden. Gleichzeitig hoffte er, sich bei Schneegestöber und Kälte mit diesem Vorhaben gegen die Vogelgrippe zu immunisieren bzw. mit den Punsch-Wirkstoffen eine Prophylaxe gegen sonstige grassierende Viren vorzunehmen.

Das Vorgehen war akademisch angelegt, es mussten nämlich fundierte Ergebnisse für ein Treffen unter Tschecheranten-Freunden geliefert werden.

Herold bevorzugt Punsch mit dem Aroma sonnenreifer Waldbeeren sowie viel Fruchtanteil und weiß als gelernter Weinakademiker Qualitätspunsch von gepanschtem Glühwein zu unterscheiden.

Ausgangspunkt des Unterfanges war der Karlsplatz mit seinem barock-romantischen Flair, das jedes Jahr zahlreiche Besucher in seinen Bann zieht.

Denkste.
Gegen Sturmböen ankämpfend, kam Herold mitten in die Abschlussarbeiten der Handwerker und musste unverrichteter Dinge den nächsten Anlaufpunkt ansteuern.

Durch das Schneegestöber kämpfte er sich in die Innenstadt vor und freute sich, als er unvermutet hinter der noblen Ringstraßen-Galerie eine Reihe weihnachtlich beleuchteter Stände vorfand.
Der Umstand, dass sich vor den Hütten kaum Besucher befanden, wurde von Herold vorerst wegen des herrschenden Wetters falsch interpretiert, daher bestellte er erwartungsvoll seinen ersten Waldbeeren-Punsch zum Saisonauftakt.

pun1

Denkste.
Dieses Gesöff war leider reinste Abzocke. Vom Standbetreiber wurde verdünntes, aromatisiertes Konzentrat ohne jeglichen Fruchtanteil mittels Dampfdüse auf Temperatur gebracht und für die Brühe ohne Schamgefühl 3,30 EURO entgegengenommen.

Als nächstes steuerte Herold die lokale Szene am Graben an und kam dabei an einem karitativen Punsch-Stand vorbei. Gewitzt durch die vorherige Erfahrung ließ er ihn in Anbetracht nur zweier Konsumenten links liegen und schwenkte Richtung Freyung.
Durchgefroren fand er Unterschlupf im Innenhof eines fürstlichen Palais und trank – in Ermangelung eines Beerenpunsches – den wohlschmeckenden Klassiker Orangenpunsch mit fruchtig mildem Abgang um EUR 3,00.
Da es sich schlecht auf einem Bein steht, wurde zu Testzwecken auch noch ein Amaretto-Punsch konsumiert, doch fügte sich die chemische Geschmacksnuance trotz feiner Wildkirsch-Blume nicht harmonisch ins Gesamtgefüge ein.
Immerhin breitete sich jedoch endlich wohliges Wärmegefühl im Magen aus.

Weil der Rathausplatz für jeden gelernten Wiener in der Vorweihnachtszeit ein „must“ ist, wurde schließlich auch noch diese Teststrecke in Angriff genommen:

pun2

Herold bahnte sich den Weg durch das Geschiebe zu einem Punschstand am oberen Ende, wo er endlich den ersehnten, gehaltvollen Waldbeerenpunsch entgegen nahm.

Denkste.
Just in dem Augenblick, als er den Becher zum Mund führen wollte, drängte sich eine angeheiterte Schar vorbei und der Becherinhalt ergoss sich über Herolds Schuhe. Sofort breitete sich ein wohlig-warmes Gefühl aus, zusammen mit der schlagartigen Erkenntnis, dass so mancher Punsch, direkt in die Schuhe geleert, dort eine schnellere Wirkung erzielt als über den (Um-)Weg der Speiseröhre in den Magen.

Die beiden Anführer der Runde bemerkten sofort das Missgeschick und Herold musste sich wohl oder übel - wollte er nicht als Griesgram dastehen - als Schadensgutmachung zwei weitere Punsch-Portionen aufdrängen lassen. Nicht zuletzt dadurch erfuhr die Wertung des Getränks zunehmende Steigerung ...........

Herold weiß als alter Seebär, dass in der Dunkelheit ein Navigationssystem in jedem Falle hilfreich ist. In weiser Voraussicht war er auch bei dieser Exkursion mit seiner GPS-Uhr ausgerüstet, die ihm – trotz schlechter Sicht und unsicherem Gang – schließlich doch noch die wohlbehaltene Rückkehr ins traute Heim ermöglichte.

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Container würde dann wie das Leben geliefert: voller...
pathologe - 2015.09.09, 07:44
voller Müllcontainer?...
Hi. Ich möchte wissen was es mit dem satz auf sich...
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Müllcontainer
Wollte fragen wie das mit dem vollen container gemeint...
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