Freitag, 21. Oktober 2005

Sozialdienst

Es ist früher Abend, Herold wartet auf das Geburtstagskind. Als es endlich klingelt, transponiert er stimmlich „Happy Birthday“ in His-Dur, während er imaginär die Klappen seines Saxophons drückt und die Tür aufreißt.

Draußen steht eine fremde, ängstlich wirkende Frau. Sie stellt sich mit starkem slawischem Akzent als Heimhilfe von Frau B., der alten Dame im darüberliegenden Stock, vor und ersucht um Nachsicht für die Störung.

Herold grinst verlegen und entschuldigend. Die fremde Frau sagt, Herold sei der einzige in dieser Luxus-Eigentumswohnanlage, der auf ihr Läuten geöffnet habe, sie fürchte, Frau B. sei etwas passiert. Sie drängt Herold, sie in Frau B.‘s Wohnung zu begleiten und erzählt auf dem Weg dorthin, die Tür sei heute zum erstenmal abgeschlossen gewesen, was sie bereits sehr irritiert hätte. Sie habe aufgesperrt und – Herold ist in der Zwischenzeit in Frau B.‘s Wohnung angelangt, deren Haustür weit offensteht – Frau B. nicht im Bett vorgefunden.

Stattdessen, die fremde Frau geht mit Herold in Frau B.‘s Schlafzimmer, befinde sich neben Frau B.‘s Bett ein merkwürdiger Gegenstand.
In der Tat. Neben dem Bett liegt etwas wie eine Teppichrolle, jedoch in Bettdecken-Form. Die fremde Frau geht zaghaft in Richtung Bettdeckenrolle und fragt Herold, indem sie auf das offene Ende der Rolle zeigt:
„Ist das nicht ein Fuß?“
Herold fixiert das Rollenende und stimmt zu: Was aus der Bettdeckenrolle hervorlugt, ist eindeutig ein nackter Fuß.
Durch Herolds Bestätigung fühlt sich die fremde Frau wieder sicherer, nähert sich der Rolle zwei Schritte und ruft laut:
„Frau B.!! Hören Sie mich?“
Keine Antwort aus der Rolle.

Herold überlegt kurz alle möglichen Szenarien:
  • Frau B. ist einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen;
  • Frau B. schläft;
  • Frau B. ist aus dem Bett gestürzt und nicht bei Bewusstsein;
  • Frau B. simuliert, um Aufmerksamkeit zu erregen und Zuwendung zu erlangen.
Schließlich drängt Herold die fremde Frau zu mehreren Telefonaten. Nach Rücksprache mit einer für sie zuständigen Stelle erfährt sie, dass das Ableben Frau B.‘s schon seit Stunden bekannt war, es jedoch verabsäumt wurde, sie darüber zu informieren.

Herold geht wieder in seine Wohnung und wartet weiter auf das Geburtstagskind. Eine Stunde später ist Frau B.‘s Tür immerhin mit einer amtlichen Nachricht versehen, während Frau B. wohl noch in der Wohnung, aber nicht mehr unter uns weilt.

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